Schloss

Die Geschichte Vom Schloss Sangaste

Als der letzte Gutsherr von Sangaste Graf F.G.M von Berg (1845-1939) nach dem Tode seines Vaters die Führung im Gut übernommen hatte, hat man noch im Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert gewohnt, das etwa hundert Meter östlich vom jetzigen Schloss gelegen hat. Der junge Berg hat beschlossen, ein neues Gutshaus zu bauen. Als Vorbild haben Schlösser, die er in England gesehen hat, gedient. Berg hat auch Königsschlösser in Windsor und Balmoral besucht. Seine Ideen hat der Talliner Architekt Otto Pius Hippius (1826-1883) verwirklicht. Berg hat sich ein richtiges Schloss mit geräumigen Zimmern gewünscht und es hätten Fenster aller Räume unterschiedlich sein sollen. (Und so ist es auch gekommen, muss man feststellen, wenn man sich die Fenster des Schlosses anschaut.) Bauarbeiten haben vom 1874 bis 1881 gedauert. Ursprünglich gab es 99 Räume im Schloss, weil 100 Zimmer und mehr war das Vorrecht nur des Zaren.  Nach unterschiedlichsten Umbauungen in den Zeiten, wo im Schloss während der Sowjetzeit ein Pionierlager untergebracht war, gab es volle 149 Räume (incl. Nebenräume).
Der Haupteingang des Schlosses ist betont durch einen Tor Turm (selbstverständlich ohne Hängegitter, Hängebrücke und Wallgraben), darunter auf Bogensäulen gestützter Schirmhof. Mit einem solchen Bau ist ein akustischer Effekt erzielt – was in einer Ecke geflüstert wird, ist der quer gegenüberliegenden Ecke gut zu hören.
Die malerische Silhouette ist erzielt mit Türmen von unterschiedlichster Form. Treppengänge, Dachfenster, emporragende und zurückstehende Teile der Fassade bilden ein abwechslungsreiches, reichlich gegliedertes  Gebäude. Vom modernen Lebensstil hat ein gläserner Wintergarten bekundet, der aber leider nicht erhalten
geblieben ist und erst vor kurzem nachgebildet ist.
Im Erdgeschoss sind Repräsentativräume – der hohe Ballsaal im gotischen Stil eines römischen Gebäudes, ein schöner spanischer Saal im maurischen Stil, der Jagd Saal im englischen Stil mit einer eichenen Decke. Das Schlafzimmer des Grafen war auch im Erdgeschoss.
Im ersten Stock waren die Räume der Familie des Sohnes Ermes, die Bibliothek und der Billard Saal. Im zweiten Stock waren Räume für Dienstpersonal  und im Nebenflügel Schlafzimmer für Gäste. Der Zugang zum Aussichtsturm geht auch hierdurch.